Die Wedernoch

Mein Dank für dieses fantasievolle und fantastische Rezensionsexemplar geht an den Diogenesverlag.

VORSICHT SPOILER, ES HANDELT SICH HIER UM DEN ZWEITEN BAND EINER REIHE

Die Wedernoch - Stefan Bachmann

Beschreibung von Diogenes:
Seit Bartholomews Schwester Hettie aus London weg und ins Land der Feen entführt wurde, sind Jahre vergangen – auch wenn es sich im eisigen Feenforst nur wie Minuten anfühlt. Der Einzige, der dieses Mischlingsmädchen – halb Mensch, halb Feenwesen, mit dürren Zweigen statt Ohren – sehen kann, ist der einäugige Straßenjunge Pikey. Bartholomew würde viel für Pikeys Visionen geben: Zusammen mit seinem Freund Lord Jelliby hat er geschworen, Hettie wiederzufinden, die Hoffnung aber schon fast aufgegeben. Pikey seinerseits ist einem Tauschhandel nicht abgeneigt – er würde alles tun, um seiner Vergangenheit zu entkommen.

Meine Meinung:
"Die Wedernoch" ist noch gewaltiger, brutaler, fesselnder und eindringlicher als "Die Seltsamen". Ein Kinder- und Jugendbuch, das es in sich hat. Während ich mit dem ersten Band zumindest anfangs nicht sofort warm wurde - später konnte ich aber nicht mehr mit dem Lesen aufhören - war ich vom zweiten Band von der ersten Seite an gefesselt und ich habe das Buch in zwei Tagen neben der Arbeit, dem Studium und einigen anderen Verpflichtungen gelesen.

Handlung und Schreibstil:
Auch in diesem Band werden mehrere Handlungsstränge, die manchmal auch zusammen führen, parallel erzählt und raffinierte Cliffhanger sorgen für stetige, atemlose Spannung. Einige der besten Szenen waren für mich die Gefangenschaft von Hettie in einem sich stetig und undurchschaubar verändernden Haus voller ungemütlicher Wesen, die erste grauenvolle Beschreibung der Feengefängnisse, die farbenfrohen Schilderungen der edlen Gewänder und Schmuckstücke der Gäste eines Balls und die Vernichtung einer ganzen Armee, mehr verrate ich jetzt nicht. Aber es gibt noch unzählige wundervolle Details, die es zu erwähnen lohnte. Die Fabelwesen werden mit einer solchen Präzision beschrieben, dass man als Leser sofort sprechende und bewegte Bilder vor Augen hat. Dies spricht für die unglaublich grosse Vorstellungskraft des Autors und dafür, dass er seine Geschichte von Anfang bis Ende genau durchdacht hat und nichts dem Zufall überlässt.
Auch zur Handlung muss ich nicht viele Worte verlieren. Dramatisch, düster und äusserst hoffnungslos sind die Stimmungen, die sich durchs ganze Buch ziehen. Kälte und Furcht erfasst selbst den gelassensten Leser und lässt nicht nur den Protagonisten das Blut in den Adern gefrieren. Diese Grundstimmung, noch aussichtsloser, endgültiger und abgründiger als im ersten Band, hat mich fasziniert. Vor allem, weil sie von Autor mit wenigen ausgewählten Worten erzeugt wird.

Personen:
Hauptsächlich begleiten wir Bartholomew auf der Suche nach seiner Schwester Hettie und dem Alten Land. Dabei verweilen wir auch immer wieder ein wenig bei Hettie und ihrer Geschichte. Wir erfahren, was im bedrohten London vor sich geht und wie die Angst der Bevölkerung vor den Feenwesen wächst. Auch eine sehr wichtige Person im Buch ist Pikey, der eigentlich nicht so heisst, der aber von allen so genannt wird und der ein sehendes Auge hat, das ihm immer wieder zeigt, was in der Feenwelt gerade geschieht. Er wird Bartholomew im Verlauf der Geschichte aber auch zu einem guten Freund und leider fast zum Verhängnis, rettet Bartholomew aber auch aus seiner Erstarrung und Aussichtslosigkeit, als dieser die Hoffnung aufgegeben hat.
Auch Personen aus dem ersten Band tauchen wieder auf und erhalten eine Rolle in der Geschichte. Viele müssen sich nun klar positionieren und sich entscheiden, zu welcher Seite sie gehören wollen. Einer der gegnerischen Fädenzieher ist der Schlaue König, der mit seiner Durchtriebenkeit und ohne jedes Mitgefühl nur für seine persönliche Mission kämpft.

Meine Empfehlung:
Wer "Die Seltsamenen" gemocht hat, wird diesen Band lieben. Das Buch ist trotz seiner düsteren und brutalen Geschichte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gedacht. Es eignet sich vor allem auch als Vorlesebuch. So können Eltern und Babysitter das Kind surch die schlimmsten Szenen begleiten.

Zusätzliche Infos:
Autor: Stefan Bachmann
Fester Einband: 407 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Amerikanisch
Übersetzt von: Hannes Riffel
Verlag: Diogenes
ISBN 978-3-257-06906-8

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