Rezension: Die italienischen Schuhe

Die italienischen Schuhe - Henning Mankell

Beschreibung des Verlages:
Der schwedische Meister der Melancholie ist zurück!
Fredrik Welin ist etwas widerfahren, das er nur »die Katastrophe« nennt. Danach hat sich der ehemalige Chirurg auf eine kleine Insel in den Schären zurückgezogen und meidet jeden Kontakt mit den Menschen. Doch dann steht eines Tages seine Jugendliebe Harriet vor der Tür und erinnert ihn an ein altes Versprechen. Er folgt ihr auf eine Reise in die Vergangenheit, voller unverhoffter Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen. Eine Reise, die ihm den Weg zurück zu den Menschen weisen wird ...

Meine Meinung:
Wer hier schon länger mitliest weiss, dass ich Henning Mankell für einen der besten Krimiautoren überhaupt halte. Seine Werke dienen nie dem blossen Bluthunger einiger Leserinnen und Leser, sondern sind eine Studie des modernen Schwedens und seiner Gesellschaft. Mankell schrieb aber auch grossartige Romane über seine zweite Heimat Afrika und schafft es immer wieder, mit seinen stillen, melancholischen und wortgewaltigen Erzählungen sehr tiefgründige, berührende und nachdenklich stimmende Gefühle zu erzeugen. So auch mit dem Buch "Die italienischen Schuhe", dessen Cover auf einige von euch vielleicht wie das Cover eines Krimis wirkt - und meiner Meinung nach auch tatsächlich nicht so gut zum Inhalt passt, auch wenn es ziemlich genau den Lebensraum des Protagonisten abbildet - aber alles andere als ein Krimi ist. Vielmehr schreibt Mankell von der Einsamkeit des auf einer Insel lebenden Fredrik Welin, der seinen Alltag nur mit einer alten Katze und einem fast tauben und blinden Hund teilt und dessen früheres Leben als Arzt nach einem fatalen Ereignis ein jähes Ende gefunden hat. Und als dann plötzlich seine frühere Liebe Harriet auftaucht, beginnt ein trauriger Roadtrip, der die beiden Menschen immer wieder an ihre Grenzen bringt und sie doch auch sehr viel über sich erfahren lässt.

Schreibstil und Handlung:
Fredrik Welin ist ein neugieriger Mensch und schon im Klappentext erfahren wir, dass er Harriets Tasche durchwühlt und darin ein Papier findet, auf dem ihr Schicksal besiegelt steht. Und so wundert es nicht, dass er ihr einen grossen letzten Wunsch erfüllen will und ihr hinaus in die Wälder Schwedens folgt, wo er ein jahrzehntealtes Versprechen einlösen will. Unterwegs begegnet er Menschen, die sein Leben erschüttern, bereichern und ihn seine Pläne immer wieder ändern und verwerfen lassen und ihn zu unangenehmen Wahrheiten führen, die ihn zwingen, sich endlich seiner Vergangenheit und Zukunft zu stellen.
Mitreissend. unendlich wuchtig und düster kommt auch die Sprache daher, welche das karge Leben auf Welins Insel authentisch und stimmungsvoll beschreibt. Als hätte Mankell alle diese Leben gelebt, mit einem enormen Fachwissen in medizinischen und nautischen Bereichen, aber auch mit seinen gewohnten Hintergrundinformationen zu Musik und Kulter und einer berührenden Traurigkeit und Schicksalsergebenheit nimmt uns der Autor mit auf eine abgelegene Insel und in die Wälder Schwedens. Aber auch die zahlreichen aufwühlenden Erlebnisse, Ereignisse, Figuren und Schicksale werden stimmig in die Geschichte verflochten und lassen den Leser teilhaben und mitfühlen. Ich habe einige Tränen vergossen und immer wieder mitgebangt und gehofft, dass die beteiligten Figuren doch noch ein wenig Frieden finden können.

Meine Empfehlung:
Dieser atmosphärische Schwedenroman zeigt einmal mehr, wie genau Mankell beobachtet, wie authentisch er den Tagesablauf eines Inselbewohners, eines Arztes, einer Sterbenden und vielen weiteren Figuren schildern und nachempfinden kann. Die mitreissende und berührende Handlung und die düstere und melancholische Grundstimmung des Buches tragen ebenfalls dazu bei, dass ich eine hundertprozentige Leseempfehlung aussprechen darf.


Zusätzliche Infos:
Titel: Die italienischen Schuhe
Originaltitel: Italienska Skor
Autor: Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv. 
Taschenbuch: 368 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Schwedisch
Übersetzt von: Verena Reichel
Verlag: dtv
Erschienen:
ISBN: 978-3-423-21152-9

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